multinationale Unternehmen: Grundlagen

multinationale Unternehmen: Grundlagen
multinationale Unternehmen: Grundlagen
 
Unternehmen sind multinational, wenn sie ihre Produktion in verschiedenen Ländern durchführen. Dementsprechend ist ein Unternehmen, das nur eine Handelsfiliale und keine Betriebsstätte im Ausland hat, noch kein multinationales Unternehmen (umgangssprachlich Multis). Voraussetzung der Auslandsproduktion ist die Gründung einer Zweigniederlassung oder die Beteiligung an einem ausländischen Unternehmen im Rahmen von Direktinvestitionen. Eine flexible, den Bedingungen der Globalisierung angepasste Form des multinationalen Unternehmens ist das transnationale Unternehmen. Weltweit präsente multinationale Unternehmen sind mit lokalen Bedürfnissen konfrontiert, während sie gleichzeitig zentral organisiert sind. In der internationalen Managementtheorie ist das transnationale Unternehmen daher ein global ausgerichtetes Unternehmen mit differenzierter internationaler Strategie, das flexibel auf unterschiedliche lokale Erfordernisse an Produktion und Produktionsgestaltung eingeht.
 
 Theorie multinationaler Unternehmen
 
Die Theorie multinationaler Unternehmen basiert auf den Erkenntnissen und Annahmen der neuen realen Außenwirtschaftstheorie und verbindet dabei Elemente der Außenhandelstheorie und der Industrieökonomik. Zum Beispiel lässt sich im Rahmen der in beiden Bereichen verwurzelten Produktlebenszyklustheorie die Existenz multinationaler Unternehmen gut erklären. Sobald das Produkt in die Reifephase eintritt, versucht die innovative Firma, ihre Marktanteile gegenüber den aufholenden Konkurrenten zu sichern und verlegt ihre inzwischen technologisch vereinfachte Produktion in die ausländischen Absatzmärkte.
 
Damit Firmen trotz der Implantationskosten im Ausland im Kampf um Marktanteile erfolgreich sind, müssen sie international transferierbare spezifische Vorteile besitzen. Die Existenz solcher spezifischen Vorteile wird in den Theorien im Wesentlichen durch unvollkommene Konkurrenz auf den Märkten erklärt.
 
 Internalisierungstheorie
 
Die Multinationalisierung kann im Grunde auch als ein Prozess der Integration verschiedener, sich in unterschiedlichen Ländern befindender Phasen der Produktion betrachtet werden. Das multinationale Unternehmen ist dabei die einzige Organisationsform, die diese Produktionsphasen integrieren und somit internalisieren kann. Hierbei trifft das Unternehmen eine Entscheidung zwischen den Transaktionskosten auf dem Markt und den Kosten der Internalisierung. Hierauf baut die Theorie multinationaler Firmen auf. Solange die Internalisierungskosten noch kleiner sind als die Transaktionskosten, die z. B. durch den Import von Vor- und Zwischenprodukten oder durch die Organisation des Absatzes entstehen, kommt es zu einer internationalen Ausdehnung des Unternehmens bis hin zur optimalen Unternehmensgröße. Bei zunehmender Produktqualität und höherwertiger Produktionstechnologie steigen die Transaktionskosten und damit der Anreiz zur Internalisierung.
 
 Strategische internationale Unternehmensbeteiligungen
 
Die Internalisierungstheorie kann nicht internationale Unternehmenskooperationen erklären, sondern nur Beteiligungen zu 100 %. In Abhängigkeit der Produkte, der Länder und der Partner wird ein Unternehmen jedoch auch gemischte Internalisierungs- und Externalisierungssituationen eingehen, um eine bessere Konkurrenzsituation zu erreichen. Hierbei wird unterschieden zwischen Beteiligungen mit unterschiedlichem Internalisierungsgrad. Dieser ist maximal bei Beteiligungen zu 100 %. Bei 50 %-Beteiligungen, beispielsweise in einem Jointventure, liegt weder eine völlige Internalisierung noch eine komplette Externalisierung vor.
 
Strategische Allianzen sind im Interesse beider Kooperationspartner, richten sich aber gegen einen dritten oder vierten Konkurrenten. Solche Allianzen werden insbesondere eingegangen von Firmen, die einen Vorteil in Forschung und Entwicklung erlangen wollen. Zugang zum Wissen des anderen, positive Skalenerträge für beide sowie eine Verminderung des Risikos oder eine Änderung der allgemeinen Konkurrenzsituation sind die wesentlichen Gründe für ein gemeinsames strategisches Vorgehen.
 
 Volkswirtschaftliche und politische Wirkungen
 
Die Diskussion um multinationale Unternehmen ist kontrovers. Am wenigsten umstritten ist ihr Beitrag zur internationalen Arbeitsteilung, zur Ausweitung des Welthandels und zum wirtschaftlichen Wachstum. Direktinvestitionen bedeuten in der Regel auch Transfer moderner Technologien. Umstritten sind die Wirkungen auf die Beschäftigung und die Position von Arbeitnehmern und Gewerkschaften. So tritt im Stammland vielfach ein Verlust von Arbeitsplätzen ein, wenn diese in »Niedriglohnländer« verlagert werden. Dem steht die Sicherung von Arbeitsplätzen gegenüber, wenn z. B. Auslandsmärkte gesichert werden können und wenn die im Ausland zusätzlich verdienten Devisen wieder zum Ankauf von inländischen Erzeugnissen verwendet werden.

Universal-Lexikon. 2012.

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